Glick auf liebe Mitmenschen!
Die vier Wochen in Indien sind mittlerweile auch schon wieder fast weitere drei Wochen rum, höchste Zeit für eine Bilanz und Sätze die man in Deutschland und Indien nie ernsthaft von einem Einheimischen hören würde, dafür aber im jeweils anderen Land.
Sätze die man in Deutschland so nie hört
Sätze die man in Indien so nie hört
Die Rückkehr verlief relativ entspannt. An die Kälte gewöhnte ich mich sehr schnell, die Zeitumstellung dauerte etwa fünf Tage (zurück umstellen ist einfacher). Mit einigen Sachen hatte ich zu Beginn in Deutschland zu kämpfen. Zum einen war es dieses strikte. Sowohl die Zollbeamten, die Passagiere auf dem Rückflug, als auch die Straßenverkehrsteilnehmer hielten sich vorbildlich an Regeln, alles schien so steril in dem was sie taten. Diese Ordnung ist wirklich ein Schock nach vier Wochen Dynamik. Nein, ich benutze Chaos bewusst nicht, denn chaotisch wirkt es vielleicht, aber alles hat ein System, um dies zu erkennen braucht es nur einen zweiten Blick. Und kann ein System chaotisch sein, wenn man es versteht?
Was mir definitiv fehlt ist das mit den Händen essen. Man hat einfach einen ganz anderen Bezug zu dem was man isst wenn man seine Hände nutzt und das Essen fühlt. Mir kam es so vor, als ob man sich automatisch bewusster ernährt. Man wägt genauer ab, wie viel man isst, und spürt auch eher, wann man aufhören sollte. Für mich war eben jenes öfters ein Problem, bevor ich nach Indien ging. Dagegen fehlte mir in Indien immer das deutsche Frühstück und die Abwechslung beim Mittagessen. Ich sage euch, so ein Kaffee ist eine echt feine Sache...
Auch die Nummernschilder fehlen mir ein bisschen. Klar, in Deutschland muss alles einheitlich sein und wenn wir ganz ehrlich sind: Wir stehen auch drauf. Aber so ein bisschen Abwechslung, eine andere Schrift hier, eine andere Form da, ein wenig mehr Individualität am ganzen Auto, das hat schon seinen Charme.
Und, ich habe es schon anklingen lassen, mir fehlt ein wenig die Offenheit. Man sagt einigen Völkchen in Deutschland nach, dass sie offen und herzlich sind. Das mag gegenüber anderen Völkchen in Deutschland möglicherweise der Fall sein, aber liebe Leute, lasst euch gesagt sein, ihr seid alles verklemmte, egozentrische Alleingänger in Gegensatz zu all den Menschen, die ich in Indien kennenlernen durfte. Ich möchte uns jetzt keinesfalls schlecht reden, denn unsere Art "für uns selbst zu sein" hat auch ab und an seine Vorteile, aber die Kommunikation zwischen den Menschen hier ist bedeutend schwerer. Mir fiel dazu in Indien ein ganz guter Satz ein, als ich daseinen Universitäts-Mitarbeiter verdeutlichen wollte: "In Deutschland kannst du selbst als Deutscher ein Fremder sein." Eben das geht in Indien nicht. Inder sind ein Volk. Geteilt durch Sprache und Ansichten, aber dennoch ein Volk. Es wird nicht bewertet wie in Deutschland. Es ist schlicht egal wer du bist, es ist schön dass du da bist und dass sich die Möglichkeit ergibt, mit dir zu reden. Punkt aus.
Außerdem vermisse ich das dortige Zeitgefühl. Zeit hat für uns Deutsche eine komplett andere Bedeutung als in Indien. Deutsche klammern sich regelrecht an die Zeit, schauen auf die Uhr, planen im Minutentakt. Das gibt uns Sicherheit und, ich möchte es nicht abstreiten, manchmal auch den entscheidenden Vorteil wenn es um große Projekte geht. Dennoch, in Indien wird nicht mit der Zeit geplant, sondern mit den Aktivitäten. Ich denke, die meisten würden damit klar kommen, wenn sie keine Uhr oder ein numerisches Zeitverständnis hätten. Es dauert alles so lang wie es eben dauert, keiner kann etwas daran ändern und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Wenn man erst eine Stunde später zu einem Treffen kommt ist das kein Problem. Auch weil der andere ins Geheim damit rechnet, dass es länger dauert, so dass noch Zeit für andere Dinge ist. Ich merke schon, es fällt mir schwer das wirklich in Worte zu fassen. Es ist mehr ein Gefühl, als alles andere. Alles was ich dazu schreibe klingt nicht wirklich nach dem was es ist, es fehlt mir etwas um es wirklich verdeutlichen zu können, aber dafür muss man wahrscheinlich einfach dort gewesen sein.
Was bleibt sind also viele Erinnerungen und Erfahrungen, die mich als Mensch weitergebracht haben. Es bleiben Bekanntschaften und so etwas wie Freundschaften, die ich dort zurückließ. Und es bleibt enorme Dankbarkeit. Wie ich schon zu meiner Abschiedsrede am Palayad-Campus sagte: "You never treated us as tourists, but always as friends." (Ihr habt uns nie als Touristen, sondern immer als Feunde behandelt.) Und ich muss ehrlich sagen: Für mich wäre es eine Ehre, wenn die nächste indische Delegation nächstes Jahr nach Deutschland kommt, sie zu beherbergen und herum zu führen. Es ist viel Aufwand, aber so kann ich meine Dankbarkeit wenigstens etwas zum Ausdruck bringen.
Achja, und ich kann jetzt Cricket spielen - habe auch extra Sportgerätschaften importiert - wer ist dabei? :D
David
Die vier Wochen in Indien sind mittlerweile auch schon wieder fast weitere drei Wochen rum, höchste Zeit für eine Bilanz und Sätze die man in Deutschland und Indien nie ernsthaft von einem Einheimischen hören würde, dafür aber im jeweils anderen Land.
Sätze die man in Deutschland so nie hört
- Weißt du wo Eimer und Messbecher sind? Ich will duschen.
- Vorsicht, auf dieser Bundesstraße laufen viele Kühe.
- Kennst du Bayern München?
- Die Affen tun nichts.
- Hier gibt es keine Klimaanlage?!
- Nächsten Monat beginnt es zu regnen.
- Hitler war ein großer Mann. Ich habe nach ihm mein Restaurant benannt.
- Ich kann diese Zeitung nicht lesen, die ist nicht aus meinem Bundesland.
- 80km? Das schaffen wir in unter 3 Stunden!
- Halt mal kurz an, ich möchte noch etwas Pfeffer pflücken.
Sätze die man in Indien so nie hört
- Ich bring mal eben den Müll raus.
- Ich friere.
- Ich hätte heute Lust auf Nudeln.
- Lass mich bitte allein und mach die Tür zu.
- Das könnte noch besser funktionieren.
- Das ist aber scharf.
- Pass auf, hier ist nur 100 erlaubt!
- Gedulde dich und stell dich hinten an.
- Hast du mal 'ne Kippe?
- Dieses Bier schmeckt hervorragend.
Die Rückkehr verlief relativ entspannt. An die Kälte gewöhnte ich mich sehr schnell, die Zeitumstellung dauerte etwa fünf Tage (zurück umstellen ist einfacher). Mit einigen Sachen hatte ich zu Beginn in Deutschland zu kämpfen. Zum einen war es dieses strikte. Sowohl die Zollbeamten, die Passagiere auf dem Rückflug, als auch die Straßenverkehrsteilnehmer hielten sich vorbildlich an Regeln, alles schien so steril in dem was sie taten. Diese Ordnung ist wirklich ein Schock nach vier Wochen Dynamik. Nein, ich benutze Chaos bewusst nicht, denn chaotisch wirkt es vielleicht, aber alles hat ein System, um dies zu erkennen braucht es nur einen zweiten Blick. Und kann ein System chaotisch sein, wenn man es versteht?
Was mir definitiv fehlt ist das mit den Händen essen. Man hat einfach einen ganz anderen Bezug zu dem was man isst wenn man seine Hände nutzt und das Essen fühlt. Mir kam es so vor, als ob man sich automatisch bewusster ernährt. Man wägt genauer ab, wie viel man isst, und spürt auch eher, wann man aufhören sollte. Für mich war eben jenes öfters ein Problem, bevor ich nach Indien ging. Dagegen fehlte mir in Indien immer das deutsche Frühstück und die Abwechslung beim Mittagessen. Ich sage euch, so ein Kaffee ist eine echt feine Sache...
Auch die Nummernschilder fehlen mir ein bisschen. Klar, in Deutschland muss alles einheitlich sein und wenn wir ganz ehrlich sind: Wir stehen auch drauf. Aber so ein bisschen Abwechslung, eine andere Schrift hier, eine andere Form da, ein wenig mehr Individualität am ganzen Auto, das hat schon seinen Charme.
Und, ich habe es schon anklingen lassen, mir fehlt ein wenig die Offenheit. Man sagt einigen Völkchen in Deutschland nach, dass sie offen und herzlich sind. Das mag gegenüber anderen Völkchen in Deutschland möglicherweise der Fall sein, aber liebe Leute, lasst euch gesagt sein, ihr seid alles verklemmte, egozentrische Alleingänger in Gegensatz zu all den Menschen, die ich in Indien kennenlernen durfte. Ich möchte uns jetzt keinesfalls schlecht reden, denn unsere Art "für uns selbst zu sein" hat auch ab und an seine Vorteile, aber die Kommunikation zwischen den Menschen hier ist bedeutend schwerer. Mir fiel dazu in Indien ein ganz guter Satz ein, als ich daseinen Universitäts-Mitarbeiter verdeutlichen wollte: "In Deutschland kannst du selbst als Deutscher ein Fremder sein." Eben das geht in Indien nicht. Inder sind ein Volk. Geteilt durch Sprache und Ansichten, aber dennoch ein Volk. Es wird nicht bewertet wie in Deutschland. Es ist schlicht egal wer du bist, es ist schön dass du da bist und dass sich die Möglichkeit ergibt, mit dir zu reden. Punkt aus.
Außerdem vermisse ich das dortige Zeitgefühl. Zeit hat für uns Deutsche eine komplett andere Bedeutung als in Indien. Deutsche klammern sich regelrecht an die Zeit, schauen auf die Uhr, planen im Minutentakt. Das gibt uns Sicherheit und, ich möchte es nicht abstreiten, manchmal auch den entscheidenden Vorteil wenn es um große Projekte geht. Dennoch, in Indien wird nicht mit der Zeit geplant, sondern mit den Aktivitäten. Ich denke, die meisten würden damit klar kommen, wenn sie keine Uhr oder ein numerisches Zeitverständnis hätten. Es dauert alles so lang wie es eben dauert, keiner kann etwas daran ändern und das ist auch vollkommen in Ordnung so. Wenn man erst eine Stunde später zu einem Treffen kommt ist das kein Problem. Auch weil der andere ins Geheim damit rechnet, dass es länger dauert, so dass noch Zeit für andere Dinge ist. Ich merke schon, es fällt mir schwer das wirklich in Worte zu fassen. Es ist mehr ein Gefühl, als alles andere. Alles was ich dazu schreibe klingt nicht wirklich nach dem was es ist, es fehlt mir etwas um es wirklich verdeutlichen zu können, aber dafür muss man wahrscheinlich einfach dort gewesen sein.
Was bleibt sind also viele Erinnerungen und Erfahrungen, die mich als Mensch weitergebracht haben. Es bleiben Bekanntschaften und so etwas wie Freundschaften, die ich dort zurückließ. Und es bleibt enorme Dankbarkeit. Wie ich schon zu meiner Abschiedsrede am Palayad-Campus sagte: "You never treated us as tourists, but always as friends." (Ihr habt uns nie als Touristen, sondern immer als Feunde behandelt.) Und ich muss ehrlich sagen: Für mich wäre es eine Ehre, wenn die nächste indische Delegation nächstes Jahr nach Deutschland kommt, sie zu beherbergen und herum zu führen. Es ist viel Aufwand, aber so kann ich meine Dankbarkeit wenigstens etwas zum Ausdruck bringen.
Achja, und ich kann jetzt Cricket spielen - habe auch extra Sportgerätschaften importiert - wer ist dabei? :D
David