Mein Weg hat mich letzte Woche zum Arzt meines Misstrauens geführt. Rückblick: seit meiner letzten Impfung, die irgendwann zwischen 2005 und 2007 war, habe ich keinen Impfausweis mehr gebraucht. Dieser meinte dann wohl auch: "Wozu noch hier bleiben? Ich werde nicht für meine Anwesenheit bezahlt und gebraucht werde ich auch nicht. Also Tschöö!"
Was also tun wenn der Hausarzt 400km weit weg ist? Richtig, einfach irgendeinen anderen Arzt aufsuchen!
Mit Enthusiasmus also morgens halb 9 durch Zentralcalw (was nebenbei bemerkt bei so einem Kaff Ausmaße von mehreren Quadratmetern annehmen kann...) um dann von zwei netten, aber auch für mich, schwer verständlichen Empfangsdamen begrüßt zu werden. Doch mit Händen und Füßen kann man sich zum Glück auch an der Württembergisch-Badischen Grenze verständigen.
Nach kurzer Wartezeit, die ich abermals mit meiner neuen Offiziersskat-App verbrachte, wurde ich auch schon in den Verhörraum gerufen. Dort erklärte mir der Mann in Weiß (wäre eigentilch auch ein guter Titel für einen Verkäufer von Waschmaschinen...), dass ich unkompliziert direkt im Anschluss eine Vierfachimpfung haben könne. Damit wären zumindest Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Poliomyelitis abgedeckt. Drei dieser Begriffe habe ich zuvor noch nie gehört... oder wohlwollend vergessen.
Irritiert war ich aber etwas über das Eingangsgespräch, was zwar fachlich, aber gleichermaßen typisch für mein Zwangsexil war.
A: "Wo wurden Sie geboren?"
D: "Rodewisch."
A: "Das liegt wo?"
D: "Im Vogtland." ...da dieser Begriff den Einheimischen hier nichts sagt, weswegen ich ihnen aber auch nicht böse bin (schließlich wusste ich vorher auch nichts von Baden-Württemberg, außer dass Stuttgart Hauptstadt ist und der Schwarzwald dort liegt), legte ich nach: "Süd-West-Sachsen, an der Grenze zu Bayern."
Damit können die meisten etwas anfangen.
A: "Ah, in der DDR!"
....ja....DDR.....vor fast 25 Jahren, Herrgott!
//An diesem Punkt sei noch erwähnt, weil es mir gerade einfällt, dass ich mir mit dem Begriff "neue Bundesländer" immernoch schwer tue. Denn erst mit ca. 20 habe ich begriffen, dass aus Historie der BRD, die Ost-Länder ja die neuen sind... bis dahin nahm ich, zugegeben etwas naiv, an, dass die neuen Länder doch die im Westen sein müssen...
A: "Na da können Sie ja froh sein, die DDR war penibel was Impfungen im Kindesalter anging. Da müssen Sie sich nicht sorgen."
Okay, eine unerwartete und gleichermaßen erfreuliche Nachricht.
Es folgten die üblichen Sätze über meine Herkunft, die mich manchmal fühlen lassen, als ob ich ein Behinderter wär, mit dem man nicht so recht politisch korrekt umzugehen weiß.
Nicht überraschend, wenngleich auch etwas störend, kam die Nachricht, dass ich mich noch drei weitere male zur Impfung gegen Tollwut einfinden müsse. Im Prinzip super, denn ich weiß von einer ehemaligen Kommilitonin, dass es gerade in Süd-Indien und Sri Lanka viele streunende Hunde gibt, die die Tollwut in sich tragen. Störend daran war eher der Zettel, den ich beim Verlassen des Zimmers erhielt: knapp 100 Euro für drei Impfungen und eine Beratung für Auslandsreisen.
Sofort machte mein Hirn dem Ausruf "WHAT THE FUCK?!?" platz. Der Witz war: ich wurde darüber erst informiert, als alles in trockenen Tüchern war. Sprich Termine und meine Zusage, dass ich wiederkommen würde. Tolle Beratung. Nicht.
Glücklicherweise ergab der folgende Anruf bei meiner Krankenkasse, dass ich das Geld zwar erstmal vorstrecken müsse, aber es letztlich erstattet bekäme. Puh.
Die Vierfachimpfung selbst, die ich noch vorm Verlassen erhielt, war entgegen meinen Erwartungen nahezu angenehm. Unangenehm waren lediglich die Folgen: Schmerzen im Oberarm, wie starker Muskelkater, und das tagelang. Und mit etwas Verzögerung: leichtes Fieber.
Nun denn, damit ist aber die medizinische Seite abgeklärt. Bleiben noch ein paar Formalien. Zum Beispiel ist mit meinem Aufenthalt in Indien ein Vortrag verbunden. Das heißt, ich darf in englisch (und meinem deutschen Akzent, den ich kaum verbergen kann) eine Präsentation über ein selbst gewähltes Thema halten, welches Deutschland mit Indien verbindet. Ursprünglich wollte ich auch daran meine Note in Business English koppel, sprich anstatt der Prüfung in der Hochschule, eine Note auf den Vortrag in Indien erhalten. Geht leider nicht. Schade.
Was das angeht habe ich diverse Ideen, aber nichts was mich wirklich überzeugt. Es sollte selbstredend etwas sein, von dem ich ansatzweise Ahnung habe und von dem es mir leicht fällt, davon zu sprechen. Nun möchte ich mir die Arbeit aber auch nicht nur für Englisch, oder Indien machen, sondern möchte gleichzeitig das auch mit meiner Masterthesis verbinden. In der sind die internationalen Beziehungen von Unternehmen, grob gesagt, ein Fokus - damit ist auch mein Indienaufenthals prädestiniert für einige Umfragen oder ähnliches. Schwierig, schwierig. Möglicherweise wird das Treffen aller Teilnehmer der Indienreise am Donnerstag etwas Aufschluss geben. Hoffentlich bringt es auch etwas Licht in die teils konfusen Zollbestimmungen....
Wie dem auch sei, in knapp 5 Wochen geht es los. Mein erster Langstreckenflug, der erste Flug außerhalb Deutschlands, und mein dritter Flug überhaupt, bei dem ich auch wieder mit dem Flugzeug, und nicht mit dem Fallschirm, lande. Da frage ich mich direkt: Was zum Geier mach ich in all der Zeit? Darf ich nach dem Start überhaupt mein Smartphone nutzen? Kann ich den Akku da irgendwo laden? First world problems...
David
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