Freitag, 15. November 2013

Tag 2 - 03.11.2013, So



Glick auf liebe Mitmenschen!

Der Zeitplan ist deutlich straffer als erwartet, weshalb ich nun halb 8 (3 Uhr nachts nach deutscher Zeit) morgens in der Lobby unseres Hotels sitze (der einzige Ort mit Internet und natürlich komplett überfordert wenn wir als Gruppe rein möchten) und versuche kurz (leider) zusammenzufassen, wie es hier ist. Tag 1 begann ich bereits zu schreiben, aber habe nach 4 A4-Seiten erstmal aufgehört - da kommt noch einiges hinterher!

Tag 2 - 03.11.2013, Sonntag

Der Tag beginnt früh, zu früh. Jetlag macht sich bemerkbar. Für mich ist es wortwörtlich noch mitten in der Nacht, mein Körper hat sich noch nicht an die neue Zeit gewöhnt. Es steht ein Besuch des Forts Angelo an. Es gibt einen Grund warum wir so früh raus müssen, um 8 sollten wir bereits vor Ort sein, denn ab 9 wird es zu heiß sein - selbst für Einheimische.

Professor Faisal, der erste der Professoren die wir von der Kannur University kennengelernt haben, ist einen echte Granate. Offen, erzählt viel, hat stets ein verschmitztes Lächeln auf den Lippen und ist denke ich ein Musterbeispiel für einen Inder. Inder sind grundsätzlich offener als Deutsche und scheinbar auch vorurteilsfreier. Hier leben sämtliche Religionen auf einem Platz (Prof. Faisal selbst ist Moslem) und keiner urteilt über den anderen. Im Gegenteil, hier wird versucht zu erfahren, was andere erfahren haben und ihnen widerfahren ist. Das ist wirklich schön zu spüren, dass Menschen so sein können.

Wie dem auch sei. Das Fort selbst ist portugiesisch und gehört zu dem Raum, wo Vasco Da Gama in Indien landete. Es vermittelt einen ersten Eindruck wie sich Indien und Europa einst begegneten und zeigt, was Inder aus europäischen Bauten machen können. Einst ein Ort für Krieg und Gefangenschaft, ist das Fort heute ein einzelner Garten mit Meerausblick.
Das Meer... Das arabische Meer. Wunderschön.
  



Die Wellen schlagen so kraftvoll an die Klippen, dass es mir den Atem raubt. Könnte aber auch daran liegen, dass die Sonne mittlerweile meinen Kopf wegbrennt und ich Angst habe nach einer halben Stunde an der frischen Luft Sonnenbrand zu bekommen. Hier treffen wir aber auch eine Gruppe indischer Schüler. Ich selbst werde öfters mit kichernden Blicken angeschaut und um Fotos gebeten - blond Maniac werde ich bald genannt werden. 






Für das Nachmittags-/Abendprogramm werden wir in einen Hindu-Tempel eingeladen. Wie wir später erfuhren, ist heute ein besonderer Tag und wir können eine, ich nenne es jetzt mal in Ermangelung eines besseren Begriffes, religiöse Vorstellung bestaunen. Soweit ich das verstanden habe, geht es um einen Beschützer und Zerstörergott. Ich glaube der eine war Krishna, aber nagelt mich nicht drauf fest. Dem einen werden Opfergaben in Form von Reis und Wasser dargebracht, nachher folgt eine Segnung (gegen einen Obulus) und ein Kampf der beiden Götter. Sehr farbenfroh gekleidet und geschminkt sind die beiden jedenfalls. 







Untermalt wurde der traditionelle Tanz (ob das Zufall ist, dass der am Wochenende des Lichterfestes, eines der größten kulturellen Ereignisse Indiens, stattfindet?) mit Getrommel. Besonders ein kleiner Junge zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Trotz seines Alters beherrscht er das, für Laien einfach aussehende, Instrument und blastet [ist eine Technik mit der man Drumsticks ziemlich schnell bewegen kann - googelt mal, wer es genau wissen möchte] zwischendurch sogar!

 [eigentlich wollte ich ein Video dazu hochladen, aber die Verbindung ist zu grottig]

Dennoch, nach einer gewissen Zeit wird es langweilig. Und so bestaunen wir den Rest des Tempel-Geländes, teils barfuß. Unspektakulärer als ich erwartete. Grundsätzlich aber sauberer, als der Rest den wir bis dato von Indien gesehen haben. Julian meinte kurz einen Flughund gesehen zu haben, ich sah nur eine von mir erschlagene Mücke auf meinem Fuß, aus der sich mein Blut ergoss. 
David 1 : Indische Mücke 0.

Nach Einbruch der Dämmerung konnte ich das erste mal ein paar Sterne sehen. Sofort fiel mir einer ins Auge, der so hell war, dass man meinen könnte in der Ferne habe ein Motorrad sein Fernlicht eingeschaltet. Allem Anschein nach der Südstern.

Am Abend fiel ich komplett fertig ins Bett. Die Zeitumstellung ist härter als ich angenommen hatte. Ständige Müdigkeit und kein Schlaf der anzuschlagen scheint. Mir graut es ein wenig vor der kommende Woche in diesem Hinblick. 

David

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