Donnerstag, 26. September 2013

Ich bin doch noch gar nicht weg!

Glick auf liebe Mitmenschen!

Es ist doch einfach nicht zu fassen. Es sind noch 5 Wochen bis zum Indien-Flug und bereits jetzt habe ich so viele Eindrücke, dass es mir schwer fällt sie zu verdauen. Wie das kommt? Ich hatte eben mein Vorgespräch mit meinen mitreisenden Kommilitonen und meiner Professorin für BWL, die eine Indien-Expertin ist.

Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... zum Glück habe ich mir Notizen gemacht, die werde ich jetzt einfach Punkt für Punkt abarbeiten.

Zu allererst: Badelatschen! Nicht etwa (nur) wegen drohendem Fußpilz, sondern auch wegen der Kakerlaken. Ihnen nicht über den Weg zu laufen wäre übrigens unnormal, denn Feuchtigkeit und Hitze scheint denen gut zu gefallen.

Es gibt viele Moskitos, heißt bei Temperaturen bis zu 40°C im November: lange Sachen tragen! Dafür reicht es bei offiziellen Gelegenheiten eine leichte Stoffhose und ein Hemd zu tragen, welches nicht in die Hose gestopft werden muss.

Was mich gleich noch zur Interaktion mit den Menschen dort bringt. Begrüßen auf westliche Art kann man machen, besser ist aber die Hände vor seinem Körper aneinander zu pressen, so dass die Finger nach oben zeigen, leicht verbeugen und "Namaste" (Namass'Tee gesprochen) sagen.



Außerdem redet man sich ausschließlich mit Vornamen an. Das geht sogar soweit, dass offenbar ein Großteil der indischen Bevölkerung keinen Schimmer hat, wie ihr Nachname lautet, bis sie ihn evtl. in einem Reisepass oder anderem offiziellen Dokument sehen. Ergo ist auch "Professor Claudia" eine absolut korrekte Anrede. Schade dass ich meinen Masterabschluss noch nicht habe, "Master David" wäre schon ein wenig cool... Etwas befremdlich ist dagegen die Tatsache, dass in Indien sich viele Menschen an den Händen halten. Das bedeutet nicht etwa dass man ein Paar ist oder sich sexuell angezogen fühlt, nein, das heißt dass man befreundet ist und das zeigen möchte. Ich freue micht jetzt schon auf viele neue Männerhände...

Wenn man übrigens in einen Laden geht, dann sollte man Handeln. Nicht nur weil man damit den Preis drücken kann, sondern auch aus Respekt gegenüber dem Verkäufer - der möchte schließlich auch etwas Spaß bei der Arbeit haben! Damit kommen wir aber auch zu einer unschönen Sache. Wasser sollte grundsätzlich abgekocht oder aus gekauften Flaschen getrunken werden. Selbstredend dass man dann auch Getränke nirgendwo rumstehen lassen sollte. Vorsicht ist also in jedem Fall geboten. Im übrigen wurden wir dazu angeraten jeden Morgen einen Kurzen zu trinken, um den Magen zu desinfizieren. Das kann lustig werden. ;) Der indische Rum soll außerdem sehr gut sein.

Ich freue mich jetzt schon auf ein paar Besonderheiten. Offenbar soll Süd-Indien, neben dem uns bekannten Bollywood, seine eigene Filmschmiede haben, die sehr lustige Filme produzieren. Außerdem soll es dort eine bestimmte Form von Martial Arts geben, die sehr sehenswert ist.

Oh und küssen auf öffentlicher Straße ist verpöhnt! Genau so wenn Frauen schulterfrei rumlaufen, bauchfrei ist dagegen voll okay.

In Indien aufs Klo zu gehen ist übrigens auch nicht so ganz einfach. Scheinbar Sind dort die meisten Toiletten jene, bei denen man sich nicht hinsetzt, sondern hinhocken muss. Außerdem muss man sein eigenes Klopapier mitnehmen und darf es nach dem Geschäft nicht einfach ins Klo werfen, sondern muss es in einen Behälter neben dem Klo tun. Befremdlich, aber damit komme ich denke ich klar. Lustig, aber doch recht sinnvoll: wenn man Pinkeln muss, streckt man den kleinen Finger hoch. Bei großem Geschäft sind es dagegen der Zeige- und Mittelfinger. Ist also nichts mit: "Ey, ich muss dringend scheißen, wo kann ich da hin?"

Damit also die ersten größeren Eindrücke und Erzählungen. Jetzt freue ich mich langsam drauf. :)

David


Dienstag, 24. September 2013

Runde Vier

Glick auf liebe Mitmenschen!

Mein Weg hat mich letzte Woche zum Arzt meines Misstrauens geführt. Rückblick: seit meiner letzten Impfung, die irgendwann zwischen 2005 und 2007 war, habe ich keinen Impfausweis mehr gebraucht. Dieser meinte dann wohl auch: "Wozu noch hier bleiben? Ich werde nicht für meine Anwesenheit bezahlt und gebraucht werde ich auch nicht. Also Tschöö!"
Was also tun wenn der Hausarzt 400km weit weg ist? Richtig, einfach irgendeinen anderen Arzt aufsuchen!

Mit Enthusiasmus also morgens halb 9 durch Zentralcalw (was nebenbei bemerkt bei so einem Kaff Ausmaße von mehreren Quadratmetern annehmen kann...) um dann von zwei netten, aber auch für mich, schwer verständlichen Empfangsdamen begrüßt zu werden. Doch mit Händen und Füßen kann man sich zum Glück auch an der Württembergisch-Badischen Grenze verständigen.



Nach kurzer Wartezeit, die ich abermals mit meiner neuen Offiziersskat-App verbrachte, wurde ich auch schon in den Verhörraum gerufen. Dort erklärte mir der Mann in Weiß (wäre eigentilch auch ein guter Titel für einen Verkäufer von Waschmaschinen...), dass ich unkompliziert direkt im Anschluss eine Vierfachimpfung haben könne. Damit wären zumindest Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Poliomyelitis abgedeckt. Drei dieser Begriffe habe ich zuvor noch nie gehört... oder wohlwollend vergessen.

Irritiert war ich aber etwas über das Eingangsgespräch, was zwar fachlich, aber gleichermaßen typisch für mein Zwangsexil war.
A: "Wo wurden Sie geboren?"
D: "Rodewisch."
A: "Das liegt wo?"
D: "Im Vogtland." ...da dieser Begriff den Einheimischen hier nichts sagt, weswegen ich ihnen aber auch nicht böse bin (schließlich wusste ich vorher auch nichts von Baden-Württemberg, außer dass Stuttgart Hauptstadt ist und der Schwarzwald dort liegt), legte ich nach: "Süd-West-Sachsen, an der Grenze zu Bayern."
Damit können die meisten etwas anfangen.
A: "Ah, in der DDR!"
....ja....DDR.....vor fast 25 Jahren, Herrgott!

//An diesem Punkt sei noch erwähnt, weil es mir gerade einfällt, dass ich mir mit dem Begriff "neue Bundesländer" immernoch schwer tue. Denn erst mit ca. 20 habe ich begriffen, dass aus Historie der BRD, die Ost-Länder ja die neuen sind... bis dahin nahm ich, zugegeben etwas naiv, an, dass die neuen Länder doch die im Westen sein müssen...

A: "Na da können Sie ja froh sein, die DDR war penibel was Impfungen im Kindesalter anging. Da müssen Sie sich nicht sorgen."
Okay, eine unerwartete und gleichermaßen erfreuliche Nachricht.
Es folgten die üblichen Sätze über meine Herkunft, die mich manchmal fühlen lassen, als ob ich ein Behinderter wär, mit dem man nicht so recht politisch korrekt umzugehen weiß.

Nicht überraschend, wenngleich auch etwas störend, kam die Nachricht, dass ich mich noch drei weitere male zur Impfung gegen Tollwut einfinden müsse. Im Prinzip super, denn ich weiß von einer ehemaligen Kommilitonin, dass es gerade in Süd-Indien und Sri Lanka viele streunende Hunde gibt, die die Tollwut in sich tragen. Störend daran war eher der Zettel, den ich beim Verlassen des Zimmers erhielt: knapp 100 Euro für drei Impfungen und eine Beratung für Auslandsreisen.
Sofort machte mein Hirn dem Ausruf "WHAT THE FUCK?!?" platz. Der Witz war: ich wurde darüber erst informiert, als alles in trockenen Tüchern war. Sprich Termine und meine Zusage, dass ich wiederkommen würde. Tolle Beratung. Nicht.

Glücklicherweise ergab der folgende Anruf bei meiner Krankenkasse, dass ich das Geld zwar erstmal vorstrecken müsse, aber es letztlich erstattet bekäme. Puh.
Die Vierfachimpfung selbst, die ich noch vorm Verlassen erhielt, war entgegen meinen Erwartungen nahezu angenehm. Unangenehm waren lediglich die Folgen: Schmerzen im Oberarm, wie starker Muskelkater, und das tagelang. Und mit etwas Verzögerung: leichtes Fieber.

Nun denn, damit ist aber die medizinische Seite abgeklärt. Bleiben noch ein paar Formalien. Zum Beispiel ist mit meinem Aufenthalt in Indien ein Vortrag verbunden. Das heißt, ich darf in englisch (und meinem deutschen Akzent, den ich kaum verbergen kann) eine Präsentation über ein selbst gewähltes Thema halten, welches Deutschland mit Indien verbindet. Ursprünglich wollte ich auch daran meine Note in Business English koppel, sprich anstatt der Prüfung in der Hochschule, eine Note auf den Vortrag in Indien erhalten. Geht leider nicht. Schade.

Was das angeht habe ich diverse Ideen, aber nichts was mich wirklich überzeugt. Es sollte selbstredend etwas sein, von dem ich ansatzweise Ahnung habe und von dem es mir leicht fällt, davon zu sprechen. Nun möchte ich mir die Arbeit aber auch nicht nur für Englisch, oder Indien machen, sondern möchte gleichzeitig das auch mit meiner Masterthesis verbinden. In der sind die internationalen Beziehungen von Unternehmen, grob gesagt, ein Fokus - damit ist auch mein Indienaufenthals prädestiniert für einige Umfragen oder ähnliches. Schwierig, schwierig. Möglicherweise wird das Treffen aller Teilnehmer der Indienreise am Donnerstag etwas Aufschluss geben. Hoffentlich bringt es auch etwas Licht in die teils konfusen Zollbestimmungen....



Wie dem auch sei, in knapp 5 Wochen geht es los. Mein erster Langstreckenflug, der erste Flug außerhalb Deutschlands, und mein dritter Flug überhaupt, bei dem ich auch wieder mit dem Flugzeug, und nicht mit dem Fallschirm, lande. Da frage ich mich direkt: Was zum Geier mach ich in all der Zeit? Darf ich nach dem Start überhaupt mein Smartphone nutzen? Kann ich den Akku da irgendwo laden? First world problems...

David


Sonntag, 1. September 2013

Es wird schärfer

Tach liebe Mitmenschen!

Der September bricht an und ein Lebensabschnitt geht zu Ende. Und damit meine ich nicht mein Vollmachen der 25 Lenze, sondern den Rückzug in die Heimat. Doch ehe ich meine Masterthesis und mein Studium letztlich beende, fliege ich für einen Monat nach Indien. Nach Kannur, um genau zu sein. Dieses mal habe ich es doch tatsächlich geschafft, für den Studentenaustausch ausgewählt zu werden. Das heißt für mich: das erste Mal wirklich weg und in ein fernes Land.



Bisher stehen auf meiner Karte der besuchten und gestreiften Länder nur die unmittelbaren Nachbarn. Frankreich, Österreich, Polen, Schweiz, Tschechien, Belgien, Niederlande, Italien und das schöne Dänemark. Und jetzt verlasse ich sogar den Kontinent? Für mich immernoch unbegreifbar. Doch eigentlich mache ich mir viel mehr Gedanken um den ganzen Kleinkram, der jetzt für mich anfällt. Impfen lassen, Visum beantragen (was die da nur alles wissen müssen...hoffentlich lassen die mich da rein, als ehemaliger Grundwehrdienstleistender...), Geld umtauschen, jemand finden der meine Pflanze gießt und eben solche Späße.

Am meisten Sorgen machen mir aber das Essen und mögliche Krankheiten. Ich für meinen Teil halte meinen Körper für widerstandsfähig, bin kaum krank, aber der ganze physische Stress gibt mir schon zu denken (Jetlag, 20°C Unterschied, anderes Essen). Zumal die Menschen es dort auch nicht so sehr mit Hygiene haben wie wir, und eben das ist mein Körper nicht gewohnt. Heißt also für mich: grundsätzlich Wasser abkochen oder aus Flaschen kaufen, sowie nur dort Essen, wo ich mir sicher sein kann - oder eben andere zuerst essen lassen. ;)

Dennoch, ich freue mich ungemein auf so eine Erfahrung. Es wird die erste dieser Art sein und das ist immer etwas besonderes. Sobald ich das Postsystem verstanden habe, werde ich natürlich fleißig Karten schreiben und nebenbei hier weitere Posts veröffentlichen.

David